Intelligenz

Mit Intelligenz ist es so eine Sache: eine allgemeingültig Definition gibt es nicht.

Was relativ klar ist, ist die Wortherkunft. Das Wort stammt von inter, zwischen, und legere, welches lesen oder wählen heisst. Intellegere hatte schon im Lateinischen die Bedeutung erkennen, einsehen, verstehen, und wörtlich wählen zwischen.

Das Wort wird heute dafür gebraucht, die kognitive bzw. geistige Leistungsfähigkeit zu bewerten.

Es gibt verschiedene Ansätze, Intelligenz auch auf andere Gebiete als die kognitive oder intellektuelle Kompetenz anzuwenden. Einige davon sind sicher davon inspiriert und motiviert, dass Intelligenz als diskriminierend betrachtet werden kann. Es ist eine Fähigkeit, die wir nur beschränkt beeinflussen können, ist sie doch zu einem grossen Teil genetisch bestimmt.

Intelligenz ist zu brauchbar zur Voraussage von beruflichem Erfolg, zum Beispiel. Allerdings ist die Korrelation nicht absolut, obwohl das oft vermutet wird. Das hat grosse negative Folgen für hochbegabte Personen, die den Erwartungen nicht gerecht werden. Dazu später mehr.

Wir dürfen die Arbeit, Intelligenz als Mass der Kompetenz in anderen Dimensionen als Kognition und Intellekt deshalb nicht gänzlich abtun. Ganz ungeachtet post-moderner Versuche, Intelligenz abzuschaffen oder zu verwässern, ergeben sich im ganzen fünf Gebiete, in denen das Prinzip von Intelligenz anwendbar scheint.

Zu diesem Prinzip gehört auch die Verteilung. Die meisten Menschen sind im Bereich der Intelligenz irgendwo in einem bestimmten Bereich, und je näher man den Extremen kommt, desto weniger Menschen befinden sich dort.

Wir nennen diese Verteilung Gauss’sche Normalverteilung oder Glockenkurve. Der IQ wird normiert: der höchste Punkt der Verteilung, also der Wert, an dem die meisten Menschen sich finden, wird mit 100 benannt, und die Skala so gewählt, dass zwischen den beiden 1. Abweichungen ungefähr ⅔ aller Menschen zu liegen kommen. Diese beiden Punkte erhalten die Werte 85 und 115.

Für die anderen Intelligenzen haben wir keine solchen normierten Skalen und entsprechende verifizierte Assessment, aus wenn Ansätze dazu zum Beispiel für die emotionale Intelligenz bestehen.

Es sind jedoch genau die Ersteller der ersten solchen Assessments, welche für die Intelligenzen jenseits des IQ den Ausdruck Kompetenz vorschlagen, und daran möchte ich mich hier halten.

Das erlaubt auch, die intellektuelle Kompetenz vom IQ als einzig gültiges Mass teilweise zu trennen. Und doch werden wir den IQ nicht vollständig links liegen lassen.

Ich möchte am IQ die fünf Stufen der Hochbegabung einführen:

IQBegabungHäufigkeit
115-130mild1:6 – 1:44
130-145moderat1-44 – 1:1’000
145-160hoch1:1’000 – 1:10’000
160-180aussergewöhnlich1:10k – 1:1m
180+profund<1:1m
Source : http://www.hoagiesgifted.org/underserved.htm, Exceptionally and Profoundly Gifted Students: An Underserved Population by Miraca U.M. Gross

Diese fünf Stufen werden wir für die anderen vier Kompetenzen ebenfalls verwenden, auch wenn sie dort nicht so klar abgrenzbar und mit klaren Werten bestimmbar sind.

Hier sind einige Unterschiede, wie sie Jennifer Harvey Sallin von Intergifted definiert:

Die durchschnittliche Kognition begründet schrittweise, das heisst, einen Schritt nach dem anderen.

Mild+ begabte Menschen neigen zum „Sprungdenken“, dem Gruppierung von Schritten, um effizienter und schneller zu sein.

Die hochbegabte Kognition arbeitet mit „Meta-Denken“: Es geht darum, einfache Muster in komplexen Informationen zu finden, Beziehungen zwischen verschiedenen, scheinbar nicht zusammenhängenden Aspekten zu erkennen und logische Diskrepanzen und praktische Probleme auf nicht lineare Weise zu lösen. Beim Meta-Denken kann man über sein eigenes Denken nachdenken, über seine Art zu lernen, zu wissen, sich zu erinnern und zu verstehen, und man kann seine Gedanken auf das „große Ganze“ oder auf „nicht-lineare“ Visionen und Einsichten anwenden.

Source: https://intergifted.com/high-exceptional-profound/, High, Exceptional & Profound Giftedness

Ich werde im Folgenden zwischen durchschnittlicher Kognition, mild+ und hoch+ unterscheiden, also Menschen mit schrittweisem Denken, Sprungdenken, und Meta-Denken.

So, jetzt haben wir die notwendigen Dinge zusammen, um uns die anderen Intelligenzen anzuschauen. Ich nehme wieder Bezug auf Jennifer Harvey Sallin.

Sie unterscheidet 5 Intelligenzen oder Kompetenzen:

INTELLEKTUELL

Tiefgreifende und komplexe Neugier, Liebe zu Wissen und Lernen, Liebe zur Problemlösung, bohrende Fragen, Suche nach Wahrheit, Verständnis, Wissen und Entdeckung, scharfe Beobachtung, eifriges Lesen, anhaltende intellektuelle Anstrengung, Liebe zu Theorie und Analyse und unabhängiges Denken.

EMOTIONAL

Tiefe emotionale Gefühle und Beziehungsbindung, breites Spektrum komplexer Emotionen, starkes Gefühlsgedächtnis, grosses Interesse an anderen, ausgeprägter Sinn für Recht, Unrecht, Ungerechtigkeit und Heuchelei, Einfühlungsvermögen, Verantwortung und Selbstprüfung.

KREATIV

Detaillierte und komplexe Visualisierung, lebhafte Träume, Liebe zur Fantasie, Kreativität, Erfindungen, Liebe zu Musik und Kunst, guter Sinn für Humor, Vorliebe für das Ungewöhnliche und Einzigartige.

SINNLICH

Komplexe und tiefgreifende Sinneserfahrungen mit visuellen, auditiven, olfaktorischen, gustatorischen oder taktilen Reizen. Wertschätzung von Schönheit und Harmonie.

PHYSISCH

Hohe körperliche Geschicklichkeit oder Fingerfertigkeit, Vorliebe für schnelles Handeln, körperlichen Ausdruck.

EXISTENTIELL

Hohe und komplexe Konzentration auf Bedeutung, Werte, Ethik, Moral, ökologische Zusammenhänge und die Natur der Realität.

Source: https://intergifted.com/what-is-giftedness/, What is Giftedness

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