ralph rickenbach

Ich begleite Menschen, die sich zwischen Welten bewegen.

Spiral Dynamics

Spiral Dynamics® betrachtet die Weltanschauungen, die in einer Gesellschaft oder Organisation vorhanden sind.

Wie Werte sich entwickeln

Im Laufe der Geschichte haben Menschen unterschiedliche Wege gefunden, ihre Welt zu verstehen und mit ihr umzugehen. Spiral Dynamics beschreibt diese Entwicklung als eine Abfolge von Werteebenen (oder „Memes“), die jeweils auf spezifische Herausforderungen reagieren.

Jede Ebene sieht die Welt durch eine eigene Linse, und was auf einer Stufe sinnvoll erscheint, wirkt aus einer anderen Perspektive unverständlich oder falsch. Diese Ebenen bauen aufeinander auf, und keine ist „besser“ als die andere — sie sind Antworten auf verschiedene Lebensbedingungen, die teilweise von den Vorgängern erschaffen wurden.

Hier einige Beispiele:

  • Blau: Ordnung und Struktur („Es gibt einen richtigen Weg, den wir alle befolgen müssen.“)
  • Orange: Individualismus und Erfolg („Ich finde meinen eigenen Weg, was funktioniert, gewinnt.“)
  • Grün: Gemeinschaft und Gleichheit („Alle Stimmen zählen, wir sind verbunden.“)
  • Gelb: Integration und Flexibilität („Alle Perspektiven haben ihren Platz; wir koordinieren sie.“)

Viele Menschen fühlen sich in einer dieser Welten zu Hause. Neurodivergente dagegen erleben oft, dass sie „außerhalb“ dieser gängigen Muster stehen oder zwischen ihnen springen. Ihre Sichtweisen können so neue Lösungen eröffnen, wo andere nur Konflikte sehen.

Das Modell zeigt: Werte sind dynamisch und kontextabhängig. Neurodivergente tragen dazu bei, dass sich diese Spirale weiterdreht — weil sie Dinge wahrnehmen, die anderen verborgen bleiben, und weil sie den Mut haben, konventionelle Denkmuster zu hinterfragen.

Der Spiral Dynamics Change Process

Der Change Process beschreibt, wie Individuen oder Gesellschaften von einem stabilen Zustand in eine neue Entwicklungsstufe gelangen. Er verläuft typischerweise in fünf Schritten — plus einer seltenen Abkürzung („Flex“).

Die fünf Schritte

Alpha (Ordnung):
Stabiler, funktionierender Zustand. Alles scheint „in Ordnung“.

Beta (Zweifel):
Spannungen und Unzufriedenheit tauchen auf. Menschen versuchen zunächst, „mehr vom Gleichen“ zu tun, was nicht hilft.

Gamma (Chaos):
Alte Lösungen brechen zusammen, Verwirrung und Orientierungslosigkeit entstehen. Dies kann als Krise oder sogar „psychischer Zusammenbruch“ erlebt werden.

Delta (Aufschwung):
Erste Ansätze der neuen Ordnung zeichnen sich ab. Der Mensch entdeckt neue Werte, Fähigkeiten oder Strategien und wendet sie an.

Neues Alpha:
Konsolidierung auf einem höheren Niveau. Die neue Ordnung stabilisiert sich — bis zum nächsten Wandel.

Flex (die Abkürzung):

Manche Menschen springen vom Beta-Zustand direkt in die neue Ordnung („neues Alpha“), z. B. weil sie schon Vorbilder, Bücher, Erfahrungen haben, die die nächste Stufe sichtbar machen. Diese Abkürzung ist selten, aber möglich.

Der Zusammenhang mit Neurodivergenz

Der Change Process (Alpha → Beta → Gamma → Delta → neues Alpha) beschreibt sehr anschaulich, wie Individuen (und Gesellschaften) von einem stabilen Zustand durch Krise, Chaos und Neuordnung hindurchwachsen.

Neurodivergente Menschen können Katalysatoren für die nächste Entwicklungsstufe der Menschheit sein, weil sie „ausserhalb“ der bestehenden Muster stehen und Wandel einleiten.

Viele neurodivergente Menschen erleben genau diesen „Beta–Gamma–Delta“-Zustand: Sie fühlen sich im bestehenden System (Alpha) nicht zu Hause, erleben Spannung (Beta), werden in Krisen und Zweifel (Gamma) hineingeworfen und müssen sich einen neuen Platz schaffen (Delta → neues Alpha).

Auch die Unterscheidung von „offenem“, „blockiertem“ und „geschlossenem“ Potenzial hilft zu verstehen, warum nicht jede*r sofort bereit oder fähig ist, Veränderungen zu vollziehen — und warum neurodivergente Menschen oft ein „offenes Potenzial“ mitbringen.

Ebenso spannend: Die Typen von Veränderung (Feinjustierung innerhalb des Systems, „Breakout“, „Flex-Shortcut“, etc.) zeigen, dass neurodivergente Menschen oft keine kleine Anpassung machen, sondern ganze Sprünge ausserhalb der bestehenden Muster wagen.

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